"Zu schnelles Servo" ist (auf der Strecke) einfach nur falsch. Es kann nicht schnell genug sein.
Um mal aus Erfahrung von der Strecke zu berichten (1:10, 17.5T, Tourenwagen, Teppich):
Mein vorheriges Bluebird Servo hatte 0,12s Stellzeit, mein jetziges Savöx 0,07s.
Ja, den unterschied habe ich damals beim wechsel massiv gemerkt, ja man muss "neu" fahren lernen - ich hatte nur das Servo getauscht, des Rest vom Setup blieb unverändert (Spur, Sturz, Reifen, Schmiermittel, Karo,... alles beim alten).
Vorher war es tatsächlich merklich indirekt - man selbst realisiert es nicht wirklich, aber es ist meinen Mitfahrern aufgefallen, dass ich mit dem 0.12er Servo schon weit vor der Kurve eingelenkt hatte.
Nach dem Servowechsel, die Einlenkpunkte waren halt drin, bin ich jede Kurve viel zu früh angefahren, wieder raus, die Linie überall total scheiße.
Ebenso reagierte das Fahrzeug eben auch sehr sehr sehr direkt und schnell, was zu dem einen oder anderen Dreher führte.
Der Trick, genannt Expo, ist ein Teil - ein viel größerer massiverer Teil: Lenkwinkel beschränken (EPA).
Warum? Onroad, als auch Offroad, auf Strecke hat man Geschwindigkeit nach vorne, egal wie die Kurvenlage ist - rein logisch betrachtet kann man also niemals den vollen Lenkeinschlag nutzen, ab einem gewissen Punkt schiebts vorne einfach nur über.
So viel Grip anliegen zu haben ist eher unwahrscheinlich. Und man braucht ihn auch nicht - jeder kennts aus dem Auto, Lenkanschläge werden nur beim Einparken genutzt, bei 180km/h auf der Autobahn... kann man machen... vielleicht aber nicht so geil.
Weiter, Expo erschafft wieder eine indirekte Lenkung, man will eine Totzone um 0 rum haben, ja, technisch notwendig, aber diese muss so klein sein wie möglich - dazu macht Expo eben auch einen exponentiellen Anstieg der Signalumwandlung und somit auch der Spannung - ich persönlich habs lieber wenn 1° Lenkbewegung immer das gleiche macht, egal ob um 0° oder um 90°.
Die Endpunkte kann man sich bequem anpassen, dass z.B. die engste Kurve voller Lenkeinschlag (an der Funke) ist.
Warum Totzone (Deadzone) wichtig ist?
Wir reden über einen kleinen Elektromotor im Servo, dieser kriegt Spannung, immer, irgendeine irgendwoher, Spannung ändert sich durch Lenkbefehle, er reagiert aus dem Feedback aus der Lenkung, die Spannung passt sich an, störende Magnetfelder,... und weiß der Geier woher noch.
Aber jede Spannungsveränderung sagt dem Motor: Dreh nach links/rechts - und sei sie noch so klein.
In der Praxis kommt da rein mechanisch schon eine Deadzone zustande, keine Frage, aber auch elektrisch macht eine Deadzone nichts andere als zu sagen "ignorier alles zwischen X>0>Y" - Sprich Motor reagiert da nicht.
Tatsächlich ist es am Servomotor etwas falsch erklärt, aber einfacher vorstellbar - die Deadzone (über Expo) in der Funke sagt tatsächlich "Sende nichts zwischen Wert X und Y", dementsprechend kriegt der Motor Änderungen gar nicht mit in dem Bereich.
Hab da einen Tag lang rumgespielt, Expo rauf und runter, Endpunkte angepasst, fertig. Ende vom Lied: EPA ~55% rum, Expo auf einem sehr minimalistischem Wert.
Und meine Runden sind deutlich stabiler, präziser, direkter, als vorher.
Aber warum ist ein schnelles Servo jetzt wirklich besser?
Es verkürzt schlicht und ergreifend die Reaktionszeit zwischen "Befehl im Kopf", "Reaktion an der Funke" und "Umsetzung des Autos".
Nehmen wir das dafür beste Szenario: Sehr enge Kurve direkt nach der langen Geraden, bekannte Strecke.
Ich fahre drauf zu, hab meinen Einlenkpunkt, Muscle-Memory ist idealerweise auch schon da - soweit so gut.
Ich lenke, nehmen wir die üblichen 60° (für Stellzeiten angegeben) weit ein.
Es macht Meterweise(!) unterschied ob das Auto in 0.07s reagiert, oder 0.05s später - der Unterschied bei uns heißt da z.B. Matte an der Wand treffen oder der Strecke folgen.
Dazu kommt der Faktor "Bremsen" - die meisten waren wohl mal in der Fahrschule, sind mal Auto oder Fahrrad gefahren, haben vielleicht mal ein Fahrsicherheitstraining gemacht oder sind mal auf Eis/Schnee/Nässe ausgerutscht mit dem Fahrzeug.
Bremsen und Lenken - generell eine mittelgute Idee.
Das Zusammengefasst: Mein Einlenkpunkt verschiebt sich durch die direktere Reaktion nach hinten und damit auch mein Bremspunkt: Wer später bremst, ist länger schnell. Eine alte Weisheit aus dem Motorsport.
Im Scaler würde ich auch ein schnelleres Servo wählen, aber finde mal ein bezahlbares 20+kg Servo mit Stellzeiten unter 0.1s.
Da ist die Lösung einfach ergreifend eine höhere Exporate, dass das Servo eben nicht bei der kleinsten Bewegung rumrandaliert und die Lenkbewegung auch nicht ruckig ist, denn im vergleich zum Tourenwagen, braucht man da wirklich den größtmöglichen Lenkwinkel.
Gut, man braucht ihn nicht - wer mich mal meinen Bronco fahren hat sehen weiß das, aber es hilft ungemein. Und dadurch das man eben auch deutlich langsamer unterwegs ist, stört es auch deutlich weniger, wenn das Servo 0.15s Stellzeit hat - weil man einfach genug Zeit hat zum handeln.