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3D-Druck Wie druckt man „Passungen“

Zelle

Mitglied
Ich verfolge mit Interesse das Projekt 3D Großmodell als Zeitvertreib von @MT-Nord. Dabei stellt sich mir die Frage, wie bekommt man mit dem 3D-Drucker Passungen hin, z.B. die Lagersitze? Ist das eine Einstellungfrage oder geht es da mehr um Erfahrung? Wenn das ganze mit Filament A paßt, paßt das dann auch mit Filament X?
 

aircooled

Autor
Da spielen 2 Faktoren eine Rolle. Zum einen die Konstruktion, wo ich zB immer 0,1mm mehr Durchmesser für ein Kugellager einplane, zumindest wenn ich bei Shapeways drucken lasse.
Und dann muss der Drucker natürlich ordentlich Kalibriert sein. Über die sog. E-Steps kalibriert man die Schrittmotoren damit zum einen die Bewegungen in x, und z-Achse genau sind, andererseits auch die exakte Menge Filament zugeführt wird. So stellt man sicher, das ein Kreis von 10mm auch exakt 10mm wird.
zum Schluss checkt man noch den Flow im Slicer, also auch die Menge des Filaments, damit Wände die richtige Stärke bekommen.
 

Zelle

Mitglied
Also, wenn ich davon ausgehe das ein Drucker ordentlich kalibriert ist, spielt dann die Art des Filaments „keine“ Rolle mehr? Und selbst bei einem kalibrierten Drucker muß ich in der CAD-Zeichnung eine Toleranz einrechnen, die dann wieder auf Erfahrung basiert?
 

Cartman

Mitglied
Die e-Steps werden nur einmal korrekt eingestellt. Wenn die Filamentmenge dann nicht stimmt, weil ein Filament den falschen Durchmesser hat, dann regelt man das über den Flow.

Ich bin da allerdings anderer Meinung bzgl. Passungen. Mit einem FFF 3D Drucker kann man keine Passungen für Lager erzeugen, wie man das vom Maschinenbau kennt. Zum einen sind die Toleranzen der Mechanik und die schwankenden Filamentdurchmesser viel zu groß und dann kommt noch hinzu, dass die STL Dateien keine Kurven mehr enthalten. Wenn man eine Bohrung zeichnet, dann wird das Modell für den Slicer in eine STL Datei umgewandelt. Und diese besteht aus Dreiecken. Damit ist eine runde Kontur lediglich eine Annäherung durch viele gerade Teilsegmente. Möchte man also tatsächlich eine Passung erzeugen, dann ist Nachbearbeitung erforderlich.

Allerdings kann man mit einem relativ gut eingestellten Drucker und hochwertigen Lagern/Führungen Maße in 0,1 mm Schritten ziemlich sicher treffen. Möchte ich also, dass ein Lager mit 10 mm Außendurchmesser einen festen Sitz hat, dann bekommt die Aufnahme für das Lager einen Durchmesser von 10,1 mm. Das trifft aber nur zu, wenn die Bohrung liegend gedruckt wird. Wenn die Bohrung stehend gedruckt wird, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, weil dann ein paar sehr ungünstige Faktoren mitspielen. Die Schichthöhe limitiert die Genauigkeit und die oberste und unterste Schicht werden gerade gedruckt. Zu allem Überfluss kann es dann auch noch passieren, dass die oberen Schichten leicht absacken und die Bohrung leicht oval wird. Das sollte man schon bei der Konstruktion berücksichtigen und kann dann gezielt gegensteuern.

Es ist letztendlich ein komplexes Thema und manchmal gehört Nachbearbeitung einfach dazu oder man druckt ein Teil in mehreren Iterationen und optimiert es für das entsprechende Druckverfahren. Mit der Zeit lernt man seinen Drucker auch kennen und weiß was wie funktioniert.
 

MT-Nord

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Moin Zelle,

im Grunde hast du dir deine Fragen bereits selbst beantwortet:

Das Ganze ist in erster Linie reine Erfahrungs- und Einstellungssache. Erstmal musst du deinen Drucker richtig kalibriert haben. Das bedeutet, dass du zunächst das Druckbett vernünftig ausrichtest, dann die Y-Achse auf die X-Achse rechtwinklig stellst und zum Schluss die Z-Achse auf die X-Achse ausrichtest. Dann hast du schonmal eine solide Druckmaschinen-Basis.

Im Weiteren muss dein Filament "eingedruckt" werden. Filamente untersvhiedlicher Hersteller drucken sich immer anders, teils sogar unterschiedliche Farben eines Herstellers. Da heißt es - am Besten mit weiß als Sparring-Filament anfangen, denn weiß ist meist günstiger und man sieht jeden Druckfehler. Dunklere Filamente kaschieren da eher.

Zum Einstellen druckst du dir ein Probestück 50x50x5 und 100x100x5 - wenn der Messschieber auch 50x50 und 100x100 anzeigt (eher um 0,02mm kleiner), dann hast du die nächste Basis geschaffen. Einstellen tust du hier vorrangig im Slicer über die Filamentzufuhr in % und über die Linenbreite.

Zum Einstellen der Bohrungsparameter, im Slicer "Cura" auch als "Horizontallocherweiterung" bekannt, schneidest du in deinen 3D-Probewürfeln eine Bohrung mit 30mm und 60mm Durchmesser aus - danach Probedruck und entsprechend dem, was der Messschieber an Differenza zum Sollwert anzeigt, nachstellen. Bei meinem Drucker sind das 0,12mm.

Erst danach solltest du einen Probedruck für eine Lagerpassung anfertigen, für z.B. ein 22mm Kugellager ziehst du aus deinem Bauteil einen 22,00mm Zylinder heraus und druckst das Bauteil - ist ganz easy.

Achte darauf, dass deine Temperaturen nicht zu hoch sind. Für PLA i.d.R. um die 190-205°C und das Bett mit 50 - reicht vollkommen aus

Bei den Vorschüben/Druckgeschwindigkeiten: Weniger ist mehr. Außenwandlinien drucke ich z.B. mit 30, Innenwandlinen mit 60 und Füllungen mit 80. Das kommt dann aber auf dein Filament und den Drucker an, was die können.

Mit einer 0,4er Düse werden Passungen übrigens immer bessrr als mit einer 0,6er. Bei 0,8 ist bei mir dann der Ofen aus - da passt dann nix mehr.


LG
 
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