Nach weiteren Tests muss ich sagen, dass die Idee doch nicht so gut war. Ich hab mich bei der Länge des Bassreflexkanals um Faktor 10 verrechnet. Das heisst, dass Frequenzen erst ab ca. 800Hz verstärkt werden, was alles extrem unausgewogen macht. Zudem erzeugt der Kanal extreme Reflexionen im Innern, was ziemlich übel tönt. Um Lautsprecher zu testen, schliesst man diese am Besten an einem guten Verstärker an uns spielt Musik, die man gut kennt. So erkennt man sofort, ob die Qualität stimmt. Und das tut sie definitiv nicht! Das Design ist für die Mülltonne.
Eine Erkenntnis bleibt: Bassreflexkanäle sind bei so kleinen Treibern schlicht ein Witz! Der Schalldruck wird zwar erhöht, aber leider im falschen Frequenzbereich. Dazu kommt, dass ohne Frequenzweiche die höheren Frequenzen die grässlich scheppernden Reflexionen im Kanal erzeugen.
Aber wie kann man es besser machen? Vor Jahren habe ich diese kugelförmigen Apple Pro Speakers von einem iMac G4 umverdrahtet (alles auf meinem YouTube Kanal zu finden), so dass man sie am USB Anschluss eines normalen PC (in meinem Fall ein G4 Cube Hackintosh) nutzen kann:
Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, was denn daran besonders sein soll? Natürlich die Kugelform! Aber was sind denn deren Vorteile?
- Maximales Volumen bei minimaler Oberfläche
- Sehr hohe Steifigkeit, somit minimale Vibrationen am Gehäuse (den Unterschied zum GT-Power Gehäuse hört man extrem beim Klopftest mit dem Fingergelenk)
- Es existieren keine parallelen Flächen an der Innenseite, somit hat man kaum störende Reflexionen (auch ohne Dämmstoff im Innern), die das Ganze unsauber klingen lassen
- Durch die kugelförmige Aussenkontur und die Punktschallquelle sehr gute Ortbarkeit, das heisst die "Klangbühne" löst sich sehr gut von den Lautsprechern und verteilt sich auf der ganzen Breite.
Also, was hab ich getan? Natürlich die GT-Power Lautsprecher mit einem geschrumpften, 3D gedruckten Kugelgehäuse ausgerüstet. Gezeichnet hab ich es in Fusion 360, die Grösse ist an den Treiber angepasst, von der Geometrie her aber in etwa identisch. Innen sind die selben 3 kreisförmigen Vertiefungen vorhanden, ebenfalls die geneigte Fläche zum Aufstellen. Natürlich ist ein kugelförmiger Lautsprecher in einem Fahrzeug nicht ideal, aber klanglich unschlagbar. Dumm nur, dass man nun die teils schlechte Tonqualität der Fahrzeugsounds besser hört...
Drucken mit 20% Füllung und 2 Aussenschichten (man sieht schön die 3 Vertiefungen wie beim Original):
Vergleich mit dem GT-Power Originalgehäuse und dem "richtigen" Apple Pro Speaker (den ich übrigens immer noch täglich am PC nutze):
Einbau des GT-Power Chassis mit den Originalschrauben (ja, der Drucker hatte hier Probleme mit der Z-Achse):
Angeschlossen am Eigenbau Bonsai-Verstärker. Tönt sehr gut, der Bass ist nicht schlecht für die Mini-Grösse aber sicher nicht sehr ausgeprägt:
Und hier noch am ESP32 Sound und Licht Controller. Der neue Jeep Grand Cherokee Trackhawk kommt erstaunlich knackig rüber:
Bei Interesse kann ich das Gehäuse auf Thingiverse veröffentlichen. Und nochmals als Schlussbemerkung: Lautsprecherchassis niemals offen im Fahrzeug verbauen, da kommt wegen des "akustischen Kurzschlusses" gar nichts raus!