Man mag es kaum glauben, aber der Bau der Fräse neigt sich schon langsam dem Ende.
Das Einziehen des Kabelbaumes war eine echte Herausforderung, dazu aber gleich noch ein wenig mehr.
Sämtliche Endschalter, Schrittmotoren und weitere Endgeräte sind mit KFZ-Steckern ausgestattet. Diese sind ausreichend stromfest und wasserdicht. Ebenso wurden sämtliche Bauteile geerdet bzw. jede Schrittmotorleitung mit einem eigenen Leitungsschirm versehen. Die Schirme wurden sowohl im Schaltschrank als auch an der Maschine aufgelegt.
Die 2.200Watt Hochfrequenz-Spindel hielt Einzug auf dem Z-Schlitten. Die Anschlusskabel und Kühlwasserschläuche wurden eingezogen. Sämtliche Bauteile wurden zusätzlich geerdet. Ohne Erdung können schnell lebensgefährliche Spannungen durch Reibung am Fräser erzeugt werden.
Hier sieht man auch sehr gut die Leitungsführung auf dem Portal, geführt durch Klebeanker und verzurrt mit Strapsen
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Für die Energiekette habe ich eigens eine Ablagerinne entworfen. Dazu wurden 12x12x2mm Alu-Winkelprofile seitlich an einem 2mm Alublechstreifen verschraubt. Damit das Ganze durch das Gewicht von Kette, Kabel, Schläuchen und Kühlmittel nicht durchhängt, wurde zusätzlich ein 20x30x2mm Alu-Rechteckrohr unter die Ablagerinne geschraubt.
Bereits im Vorfeld hatte ich für den PC ein komplett neues Gehäuse entworfen, gefräst und in Form gebogen. Dazu aber später noch mehr.
Nun war es daran, der Maschine Leben einzuhauchen. Da ich die Nase voll von der wirklich wirklich billigen Schrittmotor-Steuerung der Stepcraft hatte, welche die Motoren zu lautem Singen und Quaken animiert, entschied ich mich für die hochwertigste Kompakt-Schrittmotorensteuerung, die ich in Deutschland vom Markenhersteller "LEADSHINE" als Set mit Schrittmotoren kaufen konnte:
Die MX3660. Und ich kann nur sagen - ein brachiales und mehr als geiles Gerät. Man muss sich zwar wirklich in die Materie einarbeiten, aber wenn man den Dreh erst einmal raus hat (bezüglich Auflegen der Anschlüsse), dann macht die Steuerung einfach nur Spaß, zumal sie bereits 6A-Endstufen mitbringt, die so leise arbeiten, dass man die Stepper eigentlich gar nicht mehr wahrnimmt.
Der Versuchsaufbau war problematisch. Da ich den Schaltschrank noch nicht fertig hatte, musste ich alles auf dem Boden verdrahten - und bei 230V sollte man schon genau wissen, was man da tut.
ACHTUNG - HIER BESTEHT FÜR DEN LAIEN LEBENSGEFAHR!!!
Zu den beiden Netzteilen:
Das obere kleine ist ein 12V-Netzteil mit 120W. Es versorgt später lediglich ein paar Lüfter und ein Magnetventil, zu diesem Zeitpunkt aber die induktiven Endschalter.
Das untere "fette" Netzteil ist hingegen ein anderes Kaliber: 48V und 600 Watt - die 12,5A Ausgangsleistung reichen allemal für die 6A-Steppertreiber aus. Vielleicht kratzt sich der eine oder andere nun beim Nachrechnen ein wenig am Kopp: "Häh? 3 Stepper zu je 6A sind bei mir doch 18A!" - Stimmt rein rechnerisch, in der Praxis schaut das aber anders aus.
Die größtmögliche Belastung tritt in der Regel bei direkter Fahrt in eine Richtung auf. Liegen hier 6A an, werden die anderen Stepper meist nur mit einem geringen Haltestrom versorgt. Da meist nur 2 Achsen gleichzeitig arbeiten, können hier maximal 12A auftreten - und das auch nur kurzzeitig für wenige Sekunden. Irgendwann ist das Ende des Fahrweges ja erreicht und die Maschine ändert die Richtung, wodurch die Belastung wieder deutlich sinkt. Unterm strich werden Ströme über 12A maximal beim Anfahren der Achsen erreicht, die übrige Arbeitszeit ist es eher ausgeschlossen. Dahingehend ist die Leadshine MX3660 auch mit einem Überlastschutz ausgestattet, welcher die Maschine dann in den Not-Halt schickt.
An der MX3660 sind bis hierher lediglich die Stepper sowie die Induktivschalter angeschlossen.
Ich persönlich nutze die Software "Mach3". Habe ich mit "Laufen" gelernt und finde, es ist die beste, feature-reichste und einfachste Software auf dem Markt. Nachdem ich das Programm konfiguriert und sämtliche Parameter eingegeben hatte, lief die Maschine auch recht zügig los. Das Beste war die X-Achse. Diese lief so gut, dass ich den Antrieb mit bis zu 8.500mm/min laufen lassen konnte - das ist im Gegensatz zu den mickrigen 1.200mm/min der Stepcraft ein echter Quantensprung!!!
Probleme bereitete jedoch die Y-Achse aufgrund des schweren Portals. Der Nema23 mit seinen 1,65Nm war hier ziemlich heillos überfordert. Ich versuchte wirklich alles, kam aber mit keiner Einstellung über mehr als 2.500mm/min Fahrgeschwindigkeit. Zudem musste ich die Anfahrgeschwindigkeit so weit herunter setzen (ca. 80mm/min), dass die Maschine später nicht mehr in der Lage gewesen wäre, eine Ecke auch als Ecke zu fräsen - es wäre immer eine Rundung gewesen (außer mit der langsamen Präzisionsoption "Exact Stop").
So schaute ich im Netz und mir fiel ein super Angebot ins Auge: Ein Nagelneuer Nema34-Schrittmotor mit 6A, voll fetten 8,5Nm Drehmoment und einem unschlagbar günstigen Preis von gerade mal knapp 50€.
Da zur Montage allerdings die Rückplatte hätte erst neu gefräst werden müssen, war eine Montage zum derzeitigen Zeitpunkt leider nicht möglich. Die neue Maschine sollte sich die neue Rückplatte später selbst fräsen.
Auch wenn der installierte Stepper wenige Zentimeter unterhalb des neuen Nema34 sitzt - das Teil ist wirklich brachial groß, soll man nicht glauben. Ob der wirklich halten kann, was ich mir von ihm verspreche, wird sich erst noch zeigen.
LG - MTN