Auch wenn es offtopic ist.
Ja ist offtopic und ggf. einen eigenen Thread wert, da durchaus interessant.
Was der Kollege da im Video beschreibt ist ja im 1:1 Automobilbau Standardwissen seit 70 Jahren. Es nennt sich negativer Lenkrollhalbmesser.
Siehe z.B.
hier
Dieser sollte eigentlich immer negativ sein um einen guten Geradeauslauf zu erhalten. Sprich der Schnittpunkt der Lenkachse mit der Fahrbahn sollte ausserhalb des Reifenaufstandspunktes liegen. Diesen Aufstandspunkt kann man aber nur zusammen mit der Einpresstiefe der Felge (bei RC Felgen Offset) bestimmen. Nun könnte man ja sagen je größer dieser Lenkrollhalbmesser ist, desto besser. Stimmt aber so nicht ganz, denn desto größer werden auch die Lenkkräfte am Lenkrad, die ich brauche, um zu lenken. Beim RC Auto werden damit die Kräfte auf Servo und Servosaver auch größer mit ggf. negativem Effekt auf Rückstellgenauigkeit.
Ich sehe das schön bei einem meiner 1:1 VW Käfer: dort habe ich 7J16ET70 Felgen mit Distanzscheiben montiert. Im Vergleich zu einem Serien Käfer haben die Lenkkräfte dramatisch zugenommen und gleichzeitig läuft das Auto nun quasi jeder Spurrille hinterher. Ist genau der beschriebene Effekt
Dieser Effekt des neg. Lenkrollhalbmessers ist erstmal für alle Achskonzepte gleich (egal ob C-Hub oder Pivot). Unterschied ist halt, dass man beim C-Hub wesentlich mehr oder einfachere Möglichkeiten hat, die Geometrie zu verändern als beim C-Hub. Generell gilt aber eh, dass Vorderachse und Hinterachse zueinander passen müssen (im Video schön beschrieben). Da man nun am C-Hub weniger verstellen kann, muß man ergo bei solchen Autos viel stärker die Hinterachse einbeziehen, wenn man am Lenkverhalten etwas verändern will. Das ist erstmal nicht sehr eingängig, da für das Lenken ja die VA verantwortlich ist und man ergo erstmal geneigt ist an der VA zu verstellen, wenn einem das Lenkverhalten nicht gefällt.
Ich sehe das auch schön bei meinen beiden Outcast: einer ist Stock, einer hat schmale Achsschenkel drauf mit, ich glaube, 2mm Verbreiterungen. Das Fahrverhalten der beiden ist massiv unterschiedlich. Den schmaler gemachten kannst du unter Last nicht lenken, weil die HA extrem dominant ist. Auf losem Untergrund kann ich bei voller Leistung die Lenkung komplett einschlagen und er fährt geradeaus. Sobald man bisschen vom Gas geht lenkt er ein.
Soweit so statisch. Wie im weitere Verlauf des Videos ja schön beschrieben kommt dann noch die Dynamik hinzu, bei der so Themen wie Schwerpunkt, Rollzentrum (dynamisch!), Achse zwischen Rollzentrum vorne und hinten sowie Ausfederweg für dynamische Achslastverteilung hinzukommen. Damit wird die ganze "Gleichung" mit sehr vielen Variablen versehen und um diese ufzulösen und das Auto an die Vorlieben des Fahrers anzupassen braucht man
(a) viel Zeit und Testfahrten
(b) einen Fahrer, der auch sehr gut beschreiben kann, wie sich das Auto aktuell verhält und wie er gerne hätte dass es sich verhält
Zu (b): Das sieht man am eindrücklichsten m.E. im Rennsport und das ist der Grund, warum z.B. Besprechungen mit Vettel mehrere Stunden dauern: Vettel hat ein fast fotografisches Gedächtnis und kann von den 70 Runden jede einzelne Kurve genau beschreiben. M. Schumacher konnte das ebenfalls in Perfektion. Carlos Sainz sen. im Rallye Auto ebenso. J. Villeneuve oder auch Colin McRae konnten das nicht und waren aus anderen Gründen schnell. Reno Savoya im Video kann ja nicht mal ansatzweise beschreiben, wie er es gerne hätte.
zu (a): und das ist der Grund, warum so ein Typhon TLR für mich mit Box Setup erstmal genau richtig ist. Zeit ist begrenzt und ich muss es eh erstmal schaffen mehrere Runden nacheinander konstant zu fahren und keinen Crash zu bauen. Erst dann brauche ich überhaupt anzufangen etwas einzustellen und Versuche zu starten. Vorher ist das Auto schneller wie ich als Fahrer, weil andere Testfahrer von Losi/Arrma das Setup für mich bereits übernommen haben